Kirche Großweikersdorf

Die Pfarrkirche „St. Georg“ im historischen Überblick

 


1241 Erstmalige Nennung der Pfarre

1725 Gestaltung des erhaltenen barocken Taufbeckens durch Bildhauer Johann Georg Schmutzer

1727 Großbrand in „Weikersdorf“ mit schwerer Beschädigung der alten Kirche

 

1728 Herstellung der funktionsfähigen Donatus- oder Wetterglocke („Elferglocke“)

1730 Kopie des Marienbildes „Brünner Madonna“

1733-1740 Neubau der frühklassizistischen Pfarrkirche nach Plänen des Architekten Joseph Emanuel Fischer von Erlach unter der Leitung von Dombaumeister Johann Martinelli

 

1740 Fertigstellung des Hochaltarbildes „Martyrium und Verklärung des Hl. Georg“ durch Barockmaler Martino Altomonte

1740 Ausführung des linken Queraltarbildes „Hl. Ivo“ durch Maler Carl Aigen (Trogerschule)

1740 Anbringung des barocken schmiedeeisernen Gittertores von Schmiedemeister Johann Adam Khuen

 

1742 Fertigstellung des Heiligen Grabes („Hl. Theater“), durch die Künstlerfamilie Galli da Bibiena

1749 Ausführung des rechten Queraltarbildes „Hl. Nepomuk“ durch Maler Martin Schmidt („Kremser Schmidt“)

1758 Fertigstellung der spätbarocken Kanzel durch Bildhauer Jakob Rechländer

1778 Gestaltung des spätbarocken Tabernakelaufbaues nach Entwürfen des Architekten Joseph Emanuel Fischer von Erlach

1834-1838 Ausbau des neobarocken Kirchturmes nach Plänen des Architekten Leopold Ernst


1855 Anfertigung des Orgelgehäuses durch Orgelbauer Benedikt Latzl

1933 Aufstellung und Weihe der neuen Johann-Kauffmann-Orgel

1947 Anbringung und Weihe der neuen Glocken

1957 Schaffung der Steinfiguren Hl. Notburga und Hl. Elisabeth durch Bildhauer Werner Marinko

1978-1982 Innen- und Außenrenovierung der Pfarrkirche

2006-2007 Sanierung des Glockenstuhls und der historischen Donatusglocke

2012-2013 Sanierung und Weihe der Johann-Kauffmann-Orgel




 



Zum Pfarrgebiet gehören  die Orte Ameisthal, Baumgarten a. W., Klein - u. Großwiesendorf. Jede Ortschaft hat eine Kapelle in der an einem Dienstag, 1 mal im Monat, die Hl. Messe gefeiert wird.
 

Geschichte des Ortes und der Pfarrkirche Großweikersdorf aus "Christliche Kunststätten Österreichs, Nr. 191 VERLAG ST. PETER, SALZBURG, 1. Auflage 1990".

GESCHICHTE

Ortsgeschichte

Im Tal der Schmida, um einen langgestreckten, rechteckigen Hauptplatz, liegt der Ort Großweikersdorf. Während sich südlich der Donau im frühen 1. Jh. n. Chr. die Römer etablierten, war nördlich davon Siedlungsgebiet slawischer und germanischer Stämme. Der Name leitet sich daher vermutlich vom slawi­schen Vitegoy ab. Im Mittelalter gab es etliche Veränderungen: Witigersdorf, Wirgensdorf, Weitkensdorf, Weikhersdorf. Die Bezeichnung „Groß" wurde erst im 19. Jh. hinzugefügt, um zwischen Orten gleichen Namens besser unterscheiden zu können. In der Umgebung sind kleine Siedlungsgebiete schon im 9. Jh. in königlichen Urkunden genannt worden, wobei es sich um Schenkungen an die Benediktinerklöster Kremsmünster (Oberösterreich) und Niederalteich (Bayern) handel­te.
Weikersdorf ist erstmals in einer Urkunde vom 22. April 1221 erwähnt wor­den, in der Papst Honorius III. eine Vereinbarung bestätigte, die der damalige Landesherr, der Babenbergerherzog Leopold VI., mit dem Passauer Archidia­kon (damals Bevollmächtigter des Bischofs mit Amtsgewalt) Siegfried Waiso abschloss. Danach sollte ein Stift zu Ehren des hl. Georg und der hl. Katharina in Wirgensdorf (Weikersdorf) errichtet werden, wozu es aber aus unbekannten Gründen nicht kam. Das Bistum Passau erstreckte sich damals über Ober­österreich und Niederösterreich bis nach Wien.
Vom ausgehenden 11. Jh. bis etwa um 1300 ist das Geschlecht der Waiso ansässig, die sich Herren von Weikersdorf nannten. Sie bewohnten vermutlich eine Burg oder einen befestigten Gutshof auf dem Maisenberg („Waisen“-­berg), wovon aber heute nichts mehr erhalten ist. Wie die Kuenringer und Liechtensteiner waren sie Dienstleute der Babenberger.
1623, im Dreißigjährigen Krieg, wurde Weikersdorf von den kaiserlichen Trup­pen ausgeraubt und angezündet. 1645 plünderten die Schweden unter ihrem General Torstensohn den Ort und die Umgebung. 1683 zogen die polnischen Befreiungstruppen unter König Sobieski, die zum Entsatz des von den Türken belagerten Wien heraneilten, ebenfalls plündernd durch den Ort. 1866, nach der Schlacht von Königgrätz, in der die Österreicher und Sachsen unter Feld­marschall Benedek von den Preußen unter Moltke besiegt wurden, kamen 250 preußische Soldaten nach Weikersdorf und requirierten, wie es in der Chronik heißt, 500 Laib Brot, 15 Eimer Wein, 6 Eimer Branntwein, 5 Zentner Salz, 400 Metzen Hafer, 10 Stück Rind und 2 Zentner Tabak. Auch am Ende des zweiten Weltkriegs zogen Karawanen von Flüchtlingen aus Siebenbürgen, dem Banat und der Batschka durch den Ort Richtung Deutschland.

Geschichte der Pfarre
1241 wurde die Pfarre erstmals genannt. Kurz zuvor dürfte sie von der Mutterpfarre Kirchberg am Wagram abgetrennt worden sein. Als Kaiser Maximilian I. 1494 den Ort an den Freiherrn Heinrich Prüschenk, Gutsherr von Grafenegg, verkaufte - Prüschenk war ein verdienter Soldatenführer gegen die Ungarn-, blieben von da an Ort und Kirche mit der Herrschaft Grafenegg verbunden.
1528 wird erstmals ein Frühmesser (Kaplan) erwähnt. Der Pfarrer mußte aus seinen Einkünften diesen Frühmesser, einen Schulmeister, einen Knecht und eine Dirn erhalten, heißt es in den damaligen Urkunden.
Die Reformation hat auch in Weikersdorf Einzug gehalten: Von 1567 bis 1626 gibt es im bischöflichen Archiv in Passau keine Besetzungsurkunden für die Stelle des Pfarrers. Der Gottesdienst wurde in dieser Zeit von verheirateten evangelischen Pfarrern geleitet.
Wie streng kirchliche Disziplin gehandhabt wurde, geht aus der Pfarrchronik des Jahres 1674 hervor. Als Kirchenstrafen wurden verhängt: weil einer aus­wärts zur Osterbeichte ging und sonntags Mist führte, 1 Gulden, 3 Kreuzer Strafe; weil einer den sterbenden Vater nicht versehen ließ, 1 Gulden Strafe; weil die Bewohner von Unterthern am Allerheiligenfest Weinlese hielten, 1,5 Gulden Strafe.
Von 1696 bis 1710 wurde auf dem Kogelberg eine Kreuzkapelle gebaut, die als Wallfahrtskirche diente, aber demoliert werden musste. Nach einem Dekret Kaiser Josephs II. von 1783 wurden alle Nebenkapellen, außer der Pfarrkirche, liquidiert. Die Einrichtung wurde auf andere Kirchen verteilt. Die Kreuzigungsgruppe vom heutigen Kreuzaltar in der Kirche stammt von dort.
1727 zerstörte eine Feuersbrunst einen Großteil des Ortes, den Kirchturm und das Dach der Kirche sowie das Pfarrhaus mit allen Nebengebäuden. Der Pfarr­hof wurde auf dem Platz des vorherigen schnell wiederaufgebaut, und 1733 entschloss sich dann der Patronatsherr, Graf Enkevoirt von Grafenegg, statt das alte Gotteshaus zu reparieren, ein ganz neues in der Mitte des Ortes aufzuführen.
Im Zuge der neuen Diözesaneinteilung durch Kaiser Joseph II. kam die Pfarre, die bis dahin zu Passau gehörte, 1784 zur Erzdiözese Wien.

Baugeschichte
Von der Vorgängerkirche des heutigen Gotteshauses ist wenig bekannt. Auch Abbildungen sind nicht vorhanden. Ihr Standort war gegenüber dem Pfarr­haus. Nachdem sie beim großen Ortsbrand schwer beschädigt wurde, ist sie ab 1759 abgetragen worden. Sie muss aber ein stattlicher Bau gewesen sein, denn der damalige Pfarrer beschwerte sich beim Patronatsherrn der Kirche, Graf Enkevoirt, darüber, dass die neue Kirche, die an anderer Stelle, nämlich in der Ortsmitte, erbaut werden sollte, kleiner konzipiert sei. Wie aus der Pfarr­chronik hervorgeht, schrieb der Patronatsherr leicht verstimmt zurück: „Ich will die Kirche nach diesem Riß gebaut haben, was ist von... Fischer zur Korrektion komen; die Kirchen ist so groß, als die alte, und zwar noch größer. Wer aber einer ist, der Kirchen bauen will, und das Geld hergeben, hab ich keine Verschmach; der Maurermeister hat den Riß nich gemacht, ich hab solchen durch H. Fischer machen lassen, und kann nicht Euer Kappen allen Kappen gleich auf den Kopf seyn...auf diese Art kenne ich die Undankbar­lichkeit, und bin in einem Verdruß, daß sich wer untersteht. Und der H. muß nicht glauben, als wenn ich kein Gebäu verstündte, daß derselbe mir schreibt, ich solls durch Bau Verständige sehen lassen, das ist ein Vorschlag inter pocula. W. A. Enkevoirt m. p.“
Dadurch ist Joseph Emanuel Fischer von Erlach (der Sohn des großen Barockarchitekten Johann Bernhard Fischer von Erlach), der als kaiserlicher Hofbaumeister in Wien wirkte und u. a. den Reichskanzleitrakt der Hofburg und die Winterreitschule (Spanische Reitschule), Stadtpaläste, Schlösser und Denkmäler baute, als Architekt der Kirche gesichert. ,,Maurermeister" und Leiter des Baues war Johann Martinelli, ebenfalls beim kaiserlichen Hofbau­amt beschäftigt.
1733 wurde mit dem Bau begonnen und 1740 die erste hl. Messe in der notdürf­tig eingerichteten Kirche gelesen. Weil 1738, nach dem Tod des Grafen Enke­voirt, der die Fertigstellung nicht mehr erleben durfte, die finanziellen Mittel nicht mehr so großzügig zur Verfügung standen, ging die weitere Ausgestal­tung nur sehr langsam voran: 1741 kam das Kirchengestühl, 1742 die Orgelbrü­stung, und erst 1748 ist der Bildhauer Johann Tribmer mit der Errichtung des rechten Seitenaltars, des Nepomukaltars, beauftragt worden.

II. BAUBESCHREIBUNG
Ein Rechteck, etwa doppelt so lang wie breit, bildet den Grundriss. Innerhalb dieses Rechtecks zeichnet sich ein quadratischer Mittelbau ab, an den im Osten ein eingezogener Chorbau mit Halbkreisapsis, im Westen ein Vorbau mit Turm angefügt ist. Vier gleich große Anbauten für Sakristei und Nebenbau­ten füllen die Zwickel zwischen quadratischem Mittelbau und Chor- bzw. Vor­bau. Den beiden Anbauten auf der Chorseite sind zwei kreisrunde Treppentürme mit Zeltkuppeln vorgestellt, die die Apsis flankieren. Der Apsis angesetzt ist ein quaderförmiger Zubau für das Hochaltargehäuse.


Außenbau
Der quadratische Mittelbau überragt mit seinem Pyramidendach die östlichen und westlichen Anbauten, deren Satteldächer niedriger sind, aber mit dem Mittelteil eine gemeinsame Traufhöhe haben. Langhaus und Kapellenfronten sind durch geschichtete Putzfelder und orthogonale Wandstreifen streng und ohne jedes Dekor gegliedert. Auf den Vorbau ist der Turm aufgesetzt, der ca. 100 Jahre später ausgebaut wurde und von einem mehrteiligen Zwiebelhelm bekrönt wird.
Vor dem Hauptportal links die Standfigur der hl. Notburga, rechts der hl. Elisa­beth, beide 1957 von Werner Marinko geschaffen. Diese Plastiken sind ge­dacht als Ehrenmal für Kriegerwitwen und Kriegerfrauen des Zweiten Weltkriegs. Die Texte auf den Sockeln lauten: H. Notburga • Sichel und Ähren hält dein Arm • dich unserer Heimat gütig erbarm- H. Elisabeth • Mutter und Frau • Rosen der Liebe trägt deine Hand • schütze Familie und Ehestand.
In den zwei Blendfenstern der Fassade befindet sich links ein Relief, das sym­bolisch die Stiftung der Kirche durch Graf Enkevoirt darstellt, 1937 geschaffen von Bildhauer Fenner; rechts ein sehr markantes, gut erhaltenes Epitaph des Patronatsherrn Graf Turzo. Turzo spielte in der Reformationszeit aufseiten der Protestanten eine führende Rolle. Dieser Marmorgrabstein stammt von der alten, abgetragenen Kirche. Die Inschrift lautet: „Hier liegt begraben der wohl­geborene Herr Hans Turzo von Bethlehemsdorf (sein Besitz in Siebenbürgen), Graf von Zips (seine Besitzungen in Ungarn) und Freiherr von Zwoinitz (Mäh­ren) auf Grafenegg und Windorf, welcher den 1. Tag Aprilis im 1587. Jahr zu Znaimb gottselig entschlafen, dessen Seelen und uns allen Gott gnädig und neben allen Christgläubigen eine fröhliche Auferstehung verleihen welle. Amen.“
Ein formenreiches, reizvolles schmiedeeisernes Tor, mit den Wappen der Gra­fen Enkevoirt und Starhemberg, 1740 vom Großweikersdorfer Kunstschlosser Johann Adam Kühl hergestellt, trennt die Kirche und den ehemaligen Friedhof, der unter Kaiser Joseph II. verlegt werden mußte, von der vorüberführenden Straße ab.


Innenraum
Im quadratischen Mittelbau ist durch vier eingezogene quadratische Eckpfei­lerblöcke, die im Erdgeschoß offen und begehbar sind und im Obergeschoß oratorienartige Fensteröffnungen zum Kirchenraum hinaufweisen, ein kreuz­förmiger Raum entstanden. Der Längsarm dieses Kreuzes grenzt einerseits an den Chorraum, andererseits an den Eingangsraum mit der darüberliegenden Orgelempore. Der Lichteinfall in den Hauptraum erfolgt direkt durch die beiden Fenster in der Apsis und die halbkreisförmigen Öffnungen über den Seitenaltä­ren. Indirekt fällt das Licht durch die Außenfenster über den Oratorien in das Kirchenschiff. Eckpilaster und umlaufendes Gebälk geben dem Kirchenraum einen einheitlichen Charakter.

III. AUSSTATTUNG
Der Hochaltar, wie auch die beiden Seitenaltäre im Querraum, gehen vermut­lich auf Entwürfe des Architekten der Kirche, Joseph Emanuel Fischer von Erlach, zurück. Mit ihren kraftvollen Formen stehen sie in Kontrast zur fast spartanischen architektonischen Gestaltung des Innenraums.
Die Form des vergoldeten Tabernakels auf dem Hochaltar ist vom Gnadenaltar in Mariazell abgeleitet. Das Altarbild, 1734, stammt vom berühmten Barockma­ler Martino Altomonte, der in den Stiften Melk, Göttweig, Altenburg und in den Hauptkirchen Wiens viele bedeutende Bilder geschaffen hat. Im unteren Teil stellt es den Märtyrertod des hl. Georg, des Kirchenpatrons, dar. Der Scharfrichter hält das Haupt des Heiligen, während sein Körper blutüberströmt auf dem Boden liegt. Links in der Mitte der Richter. Mehr im Hintergrund sieht man einen römischen Rundtempel und ein festungsartiges Gebäude, das an die Engelsburg in Rom erinnert. Beides dürfte auf den römischen Aufenthalt des Künstlers hinweisen. Im oberen Teil ist, als Gegenbild zur Szenerie der Enthauptung, die Verklärung des hl. Georg dargestellt. Der Heilige schwebt auf einer Wolke empor zur Dreifaltigkeit, ein Engel bringt ihm den Siegeskranz entgegen. St. Georg selbst weist fürbittend auf zwei Gestalten hin, die in einer feurigen Wolke eingeschlossen sind. Die links und rechts des Hochaltars stehenden Leuchter schuf Werner Marinko.
Auf dem Altar im rechten Querarm, dem Kreuzaltar, befindet sich ein Bild von Johann Martin Schmidt, genannt Kremser Schmidt, einem der wichtigsten und fruchtbarsten österreichischen Barockmaler. Das Bild stellt den Brücken­sturz des hl. Nepomuk dar, eine sehr effektvolle Komposition mit Soldaten, einem Reiter, Schergen wie auch Engeln, die den in die Anbetung des Kreuzes vertieften Nepomuk auffangen. Es ist eine Nachtszene. Im Gewässer der Mol­dau schwimmt ein funkelnder Kranz mit fünf Lichtern, er dürfte an die Sitte erinnern, am Nepomuktag in Prag solche Lichter in der Moldau schwimmen zu lassen, wie auch an die Sitte, am Sonnwendtag auf der Donau Lichter auszu­setzen. Die fünf leuchtenden Sterne als Attribut des böhmischen Heiligen ste­hen mit der damals beliebten Zahlenmystik im Zusammenhang: Das lateini­sche Wort taceo (zu deutsch: ich schweige) hat fünf Buchstaben. Nepomuk ist ja der Märtyrer der Schweigepflicht und des Beichtgeheimnisses. Das 1749 entstandene Bild des Kremser Schmidt gehört zu den frühen Werken des Malers. Weil für eine bedeutende Barockkirche eines adeligen Bauherrn ge­schaffen, stellt es einen ersten Schritt aus dem heimatlichen Umfeld des Künst­lers in eine größere Öffentlichkeit dar. Im Aufsatz über dem Gemälde befindet sich ein Relief der HI. Dreifaltigkeit. Links und rechts, jeweils neben der Säule, stehen die Figuren des hl. Joachim und der hl. Anna.
Auf dem Altar im linken Querarm sieht man den hl. lvo von Chartres. Er war seit dem Jahr 1090 dort Bischof und Verfasser bedeutender kirchenrechtlicher Werke, deshalb ist er auch der Patron der Juristen. Auf dem Bild überreicht er gerade die Gebete der Gläubigen in Form einer Bittschrift der Muttergottes. Das Bild stammt von Carl Aigen, einem Schüler Paul Trogers. Es ist mit der Jahreszahl 1740 datiert. Stifter war Hans Leopold Graf Kuefstein, ein Verwand­ter des Grafen Enkevoirt. Kuefstein war ein großer Kunstmäzen, er hat mehr als zehn Altäre in verschiedenen Kirchen gestiftet.
Auf dem Altartisch steht eine Nachbildung der Brünner Madonna, bezeichnet 1730, ein Gnadenbild, das in Südmähren sehr verehrt wird. Graf Enkevoirt hatte dort ausgedehnte Besitzungen, so daß ihm das Bild bekannt war und er vermutlich eine Kopie anfertigen ließ.
Der rechte Seitenaltar (Herz-Jesu-Altar) in der Südostecke, eine von Säulen umstellte, baldachinüberdachte Nische, entstand um 1740. Die Herz-Jesu­Figur ist von 1896. 1919 wurde gegenüber dem Herz-Jesu-Altar, an Stelle einer Lourdesgrotte, ein neobarockes Pendant mit einer Statue der Schmerzensmut­ter aufgestellt. Dieser Altar wurde als Erinnerung an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs aus der Großweikersdorfer Gemeinde errichtet, daher sind dort auch deren Namen genannt.
Die spätbarocke Kanzel wurde 1758 vom Wiener Bildhauer Jakob Rech­länder erworben.
Zu den Seltenheiten gehört das „Heilige Theater", eine Kreuzabnahme mit Johannes und heiligen Frauen von 1742, das in der Grabeskapelle hinter der rechten Seitenkapelle steht. Es handelt sich hier um eine der Kulissenmalerei ähnliche Darstellung, die einem Angehörigen der damals bekannten Künstlerfamilie Galli da Bibiena, die in Melk und Wien gearbeitet hat, zugeschrie­ben wird. Links von der Kreuzabnahme ein altes Fastenbild (Christus am Kreuz), rechts ein Heiliges Grab mit dem blatternarbigen Leib Christi, der aus der Zeit um 1750 stammen dürfte.
Der sehr gut gestaltete Taufstein mit einem von Putti gehaltenen Marmorbek­ken wurde 1735 vom Eggenburger Bildhauer Johann Georg Schmutzer geschaffen. Der hölzerne Aufsatz mit der Taute Christi von 1957 steht an Stelle einer verlorengegangenen Statue Johannes' des Täufers.
In der vorderen rechten Seitenkapelle hängt ein eindrucksvolles Kruzifix aus der ersten Hälfte des 18. Jh.s. Beim Eingang zu dieser Kapelle ist ein Holzrelief angebracht, zweite Hälfte des 18. Jh.s, das den Tod des hl. Franz Xaver, der als Missionar in Indien und Ostasien wirkte, darstellt.
1833 wurde der Kreuzweg eingeweiht. Die Bilder malte Leopold Mitter­hofer, ein Historienmaler und Schüler des Kremser Schmidt.
Die Deckengemälde Mariä Verkündigung und Allerheiligste Dreifaltigkeit sind von Hans Fischer und AIbert Lauer. Sie wurden anläßlich der 1925 erfolg­ten Innenrenovierung angebracht.


Unterkirche
1939-1940 erfolgte die Ausgestaltung und Einrichtung der Unterkirche durch Architekt Robert Kramreiter. Der Altar ist aus Adneter Marmor, auf dem geschmiedeten Kreuz befinden sich altchristliche Katakombensymbole. Ge­denktafeln erinnern an die hier befindliche letzte Ruhestätte von fünf Priestern und an alle Pfarrer seit dem Dreißigjährigen Krieg.
Alexander Weiger


Literatur:
Johann Baumgartner, Zweihundert Jahre Großweikersdorf Pfarrkirche, Groß­weikersdorf 1933 - Johann Baumgartner, Geschichtliche Zeittafel Großweikersdorf, Großweikersdorf 1963 - Rupert Feuchtmüller, Der Kremser Schmidt 1718-1801, Inns­bruck - Wien 1989 - Thomas Zacharias, Joseph Emanuel Fischer von Erlach, Wien - München 1960 - Dehio Niederösterreich, Wien 1990.
 

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