Filialkirche Oberrußbach
Die Filialkirche in Oberrußbach war die Schlosskapelle der ehemaligen Burg in Oberrußbach. In ihren Grundmauern stammt sie aus dem 13. Jahrhundert.
Sie hat ein – um 1700 barockisiertes- romanisches Langhaus aus dem 13. Jahrhundert, sowie einen gotischen Chor aus dem 14. Jahrhundert.
Geweiht ist sie der Heiligen Margareta.
Eine Besonderheit ist der Hochaltar aus dem Jahr 1695 mit Opfergangsportalen. Auf dem linken Flügel ist Maria dargestellt, auf dem rechten der Engel, der ihr verkündet, dass sie die Mutter des Erlösers wird.
Weiters gibt es an der linken Seitenwand ein Sakramentskästchen im gotischen Stil.
An der Außenseite der Kirche ist ein Relieffragment der alten romanischen Kirche eingemauert.
Renovierung 2003 - 2006
Die letzte Innenrenovierung erfolgte von 2003 bis 2006 bei der auch archäologische Grabungsarbeiten in der Kirche durchgeführt wurden.
Zusammenfassung über die Ergebnisse der Grabungen in der Kirche St. Margarethe bei der Renovierung 2004- durchgeführt wurde die Grabung von der Firma Archäologie-Service für das Bundesdenkmalamt.
Überraschend war die Aufdeckung eines Vorgängerbaus unter den ohnehin schon romanischen Langhausmauern. Die Wände der bestehenden Kirche datieren etwa um 1200/ Anfang 13. Jahrhundert - das kann man aufgrund der Mauertechnik relativ genau datieren, es handelt sich um lagiges, quaderhaftes Mauerwerk. Die halbrunde Apsis, die während der Grabungen freigelegt wurde gehört also zu einem älteren Bau, der im 12. Jahrhundert oder schon früher hier gestanden hat. Die halbrunde Apsis dürfte auch zu einem Kirchenbau gehört haben, wahrscheinlich steht der Bau von Anfang an mit der gegenüberliegenden Burg in Zusammenhang. Wie groß diese erste Kirche war kann man nicht mehr sagen. Wir wissen nur, dass das Apsisrund ungewöhnlich groß (5 m Durchmesser) ist. Ungewöhnlich ist auch die Verwendung des Hollabrunner Schotterkonglomerats als Baumaterial.
Zu dieser Kirche gehört eine Kinderbestattung. Ein Säugling wurde direkt neben der halbrunden Apsis eingegraben, es handelt sich dabei um ein sog. Traufkind. Auch diese Bestattung wird spätestens ins 12. Jahrhundert datieren. Nördlich daneben befand sich ein 2. Kindergrab - dieses kann aber erst in die Erde gekommen sein, als die Apsis bereits abgerissen war und die neue Kirche noch nicht gebaut war - dürfte also um 1200 datieren.
Ein weiteres Highlight der Grabung war die Aufdeckung einer 4m tiefen Vorratsgrube. Die Grube wird wahrscheinlich gegraben worden sein. als die zweite romanische Kirche schon bestanden hat. Sie besaß einen Holzboden und wird wahrscheinlich zur Lagerung von Getreide verwendet worden sein. Die Kirche war ein sicherer, befestigter Ort und damit auch ein sicherer Speicher. In Wien kennt man solche Vorratsgruben aus dem Spätmittelalter
(13./14.Jh), zum Beispiel vom Judenplatz oder von der Alten Universität.
Insgesamt wurden 12 Grabgruben dokumentiert. Eine Bestattung einer etwa 20jährigen Frau aus dem 19. Jahrhundert wurde ausgegraben. Zu ihren Füßen befand sich ohne erkenntliche Grabgrube in der Verfüllung des Grabes ein mitbestattetes Kind. Ein weiteres, etwa 5-6jähriges Kind wurde bereits im Spätmittelalter in der Kirche bestattet. Die vielen Kindergräberinnerhalb der Kirche sind sehr ungewöhnlich.
Fundmaterial:
Besonders erfreulich waren die vielen Münzen, die gefunden wurden. Insgesamt 21 Stück, die zwischen dem 13. und 18. Jahrhundert datieren.
Bei der Renovierung wurden der Altar und die Stühle renoviert, Decke, Chor und Boden erneuert, neu verputzt und eine Sitzbankheizung eingebaut.
Die Segnung der Kirche erfolgte am 17. April 2006 durch Ordinariatskanzler Msgr. Dr. Walter Mick.
2019 - 2 neue Bilder am Chor
Das Bild von Maria Mercedes (Barmherzige Maria) und das Guter-Hirte-Bild wurde der Pfarre Niederrußbach von Missionar Karl Trapp (1947-2019) für die Filialkirche Oberrußbach geschenkt. Padre Karl Trapp wurde in Oberrußbach geboren und wurde 1973 zum Priester geweiht und wirkte ab 1984 im weltkirchlichen Dienst in Ecuador. Er war dort Pfarrer in den Pfarren Salitre, Tarifa und zuletzt in El Rosario in der Diözese Guayaquil, Ecuador.
Das Bild, möglicherweise ein Votivbild, zeigt Maria mit einem weißen Chormantel, den sie wie einen Schutzmantel über zwei kniende Personen hält, die als Gefangene mit einem Halsband samt Glöckchen dargestellt sind. In der einen Hand hält sie ein Skapulier, in der anderen Handschellen. Es handelt sich dabei um eine Darstellung der Barmherzigen Maria (Maria Mercedes). Das Fest "Mercedes", "barmherzige Maria", das "Fest der allerseligsten Jungfrau vom Loskauf der Gefangenen", wurde zuerst im Orden der Mercedarier gefeiert. Der Männerorden der Mercedariaer wurde 1218 durch Petrus Nolaskus gegründet. Um 1220 erschien ihm die Gottesmutter und forderte ihn zur Gründung eines Ordens auf. Gemeinsam mit dem Dominikaner Raimund von Peñafort baute er den Ritterorden "Ordo Beatae Mariae de Mercede redemptionis captivorum", den "Orden der Seligen Jungfrau Maria der Barmherzigkeit vom Loskauf der Gefangenen", der sich dem Freikauf christlicher Inhaftierter widmete. 1222 verfasste er die Regel des Ordens, der sowohl Geistlichen als auch Laien offenstand. Seit 1265 gibt es auch einen weiblichen Zweig der Mercedarier, begründet durch Maria von Cervellón. Quelle: https://www.heiligenlexikon.de/Orden/Mercedarier.htm (Stand Jänner 2020).
Das Bild zeigt Christus als Guten Hirten mit Schaf auf den Schultern, und ist gleichzeitig durch das flammende Herz auf seiner Brust als Herz-Jesu-Darstellung zu deuten.
Sage aus Oberrußbach: DIE TOTENMESSE ZU OBERRUSSBACH
Es begab sich in einer stürmischen Silvesternacht, der Burgkaplan von Oberrußbach saß in seiner warm geheizten Kammer und las neugierig in der alten Pfarrchronik las.
Er war ganz vertieft in die alten Zeiten und die Gesichter so mancher, die schon lange nicht lebten, zogen vor seinem geistigen Auge vorbei. So sehr war er in seinen Gedanken versunken, dass er gar nicht merkte, wie es allmählich kühler und kühler wurde in seinem Zimmer. Nur hie und da riss ihn der heftige Dezembersturm aus seinen Gedanken.
So vergingen die Stunden, als er auf eine Stelle in den alten Schriften stieß, die ihn aufmerken ließ. "Es ist keine Einbildung, sondern Wahrheit, dass in unserer Kirche zwischen 12 und ein Uhr in der Silvesternacht alle versammelt sind, die im neuen Jahr sterben werden." Er wusste nicht recht, ob er den Worten trauen sollte oder ob es nur leere Worte waren. Während er noch so überlegte, schlug die nahe Kirchturmuhr auch schon zwölf Uhr. Deutlich konnte er die Glockenschläge hören und mitzählen. Während er noch hin- und herüberlegte, hörte er von der Kirche Orgeltöne und den Gesang des "Kyrie eleison". Jetzt wurde er erst endgültig neugierig und wollte Nachschau halten, wer zu so später Stunde in der Kirche eine Messfeier abhielt.
So nahm er den Mantel, setzte seinen Hut auf, ergriff eine Laterne und machte sich mit dem Kirchenschlüssel in der Hand auf den Weg. Rasch schritt er durch den Friedhof zur Kirche. Dort sperrte er die Türe auf und sah zunächst einmal gar nichts. Erst langsam gewöhnten sich seine Augen an die Finsternis, die nur durch den kargen Schein des Ewigen Lichts erhellt wurde. Da bemerkte er, dass die Bänke nicht leer waren, sondern durchwegs mit Gestalten besetzt. Er konnte den Richter, den Bäcker, den Schmied mit seiner Familie, aber auch den Burgherrn und noch viele ihm vertraute Gesichter erkennen. Und alle hatten weiße Totengewänder an. Als er zum Altar blickte, sah er einen Priester - bei genauerem Hinschauen sah er sein eigenes Spiegelbild. Tief entsetzt wandte er sich ab. Zum Glück schlug in diesem Moment die Turmuhr eins und der Spuk war mit einem Schlag wieder vorbei.
Rasch entschlossen, aber noch mit zitternden Knieen schritt der Kaplan zurück in seine Kammer. Dort fügte er auf der letzten Seite der Chronik die Namen all jener hinzu, die er in der Kirche gesehen hatte. An den Schluss setzte er schließlich seinen eigenen Namen.
Nun verging im Dorf ein Jahr, die Häuser wurden leer und große Trauer breitete sich aus. Als es daran ging, am Silvestertag in die Kirche zu gehen und dem Herrgott für das vergangene Jahr zu danken, waren es nur mehr ganz wenige, die sich auf den Weg ins Gotteshaus machten. Auch der Priester fehlte dort - der "Schwarze Tod" hatte alle dahingerafft, die der Kaplan ein Jahr zuvor in der Silvesternacht gesehen hatte.
Quelle: Das Weinviertel in seinen Sagen, Thomas Hofmann, Weitra 2000, S. 152
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